Fortschritte, Hürden und was die neue Bundesregierung jetzt liefern muss
Deutschland bewegt sich in Sachen Digitale Verwaltung – mal flott, mal holprig. Aber: es geht was. In den letzten Jahren sind Projekte wie die Registermodernisierung, die EUDI-Wallet oder die Verwaltungscloud gestartet. Fortschritt ist sichtbar, auch wenn noch Luft nach oben bleibt. Seit dem 6. Mai haben wir eine neue Bundesregierung – mit einem echten Novum: Erstmals gibt es ein eigenes Ministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung (BMDS). Das ist ein starkes Signal – jetzt muss es auch mit Inhalten gefüllt werden. Nun heißt es: Kurs setzen, Richtung Zukunft!
Beim Governikus Summit, nur zwei Tage nach der Bundestagswahl, habe ich mit verschiedenen Governikus-Partnern gesprochen – über das, was bisher bei der Verwaltungsdigitalisierung gut lief, wo es noch hakt und welche Erwartungen an die neue Regierung bestehen. Hier ein kleiner Vorgeschmack; in den Videointerviews mit meinen Gesprächspartner:innen gibt’s noch mehr Impulse, Ideen und Forderungen.
Lichtblicke: hier läuft’s schon digital – zumindest stellenweise
Ein paar Erfolgsgeschichten in der Digitalen Verwaltung zeigen aus Sicht meiner Gesprächspartner:innen, dass Fortschritt möglich ist:
- Digitale Angebote: KFZ-Zulassung ohne Amtsschlange
Hami Desireisoglu ist begeistert: „Autoanmelden geht jetzt digital! Früher gab es endloses Warten auf einen Termin.“ Digitalisierung steigert Lebensqualität – wenn sie konsequent umgesetzt wird. - Apps, die begeistern: Grundsteuer neu gedacht
Peter Rost schwärmt von der Grundsteuer-App, die nicht nur benutzerfreundlich, sondern auch flexibel genug für Sonderfälle ist. Er meint: ein Paradebeispiel für gelungenes Verwaltungsdesign. - Infrastruktur: Verwaltungscloud als Basis
Martin Schallbruch hebt die deutsche Verwaltungscloud hervor – ein Schritt in die richtige Richtung. Die Infrastruktur steht, aber wie gut sie am Ende performt, liegt an den nächsten Schritten. - Digitale Identität: Gut gedacht – aber keiner weiß es
Rudolph Philipeit sieht die Online-Ausweisfunktion als eine der besten Errungenschaften. 70 Millionen Deutsche haben den digitalen Ausweis – und viele wissen nicht, was damit anzufangen. Da liegt die wahre Challenge: Technik verständlich machen und „tue Gutes und sprich darüber“.
Wo es bei der Digitalisierung der Verwaltung klemmt – und zwar heftig
Viele sprechen von Potenzial. Aber was muss passieren, damit aus Potenzial Realität wird?
- Den Ausweis pushen
Der Online-Ausweis könnte ein Gamechanger sein – wenn man ihn richtig vermarktet. Rudolph Philipeit zieht einen Vergleich: „Die digitale Identität könnte so einfach werden wie der Einsatz einer EC-Karte.“ Doch dafür braucht es knackiges IT-Marketing, das Lust macht, die Funktionen zu nutzen. - Bildung, Bildung, Bildung
Sven Kindervater betont, dass digitale Tools auch digitale Bildung brauchen – für Bürger:innen wie Verwaltungsmitarbeitende. Ohne Verständnis bleibt selbst die beste Technologie ungenutzt. - Bürokratie abbauen
Vanessa Jarochi und Wilhelm Rosemann träumen von einer schlankeren Verwaltung. Warum nicht die Prozesse so gestalten, wie es Amazon oder Booking.com machen? Daten eingeben, Kreditkarte zücken, fertig. Klingt utopisch? Vielleicht – aber das neue BMDS kann nun zeigen, was wirklich geht.
Jetzt ist die Regierung dran: Erwartungen an die neue Koalition
Und jetzt zu den klaren Forderungen an die neue Regierung. Hier wird nicht lange um den heißen Brei geredet:
- Digitales Leadership
Peter Rost fordert ein Digitalministerium, das schnell Ergebnisse liefert. Sein Appell: „Keine Parteireibereien, einfach handeln!“ Das Ministerium ist da. Jetzt muss es liefern. - Mehr Marketing
Philipeit träumt von einem Vertrieb für den Online-Ausweis. „Wir haben weltweit eines der besten Produkte – aber ohne Marketing bleibt es ein Schatten seiner selbst.“ Seine Worte zeigen: Die Lösungen sind da, aber sie brauchen mehr Rückenwind. - Tempo und Mut
Alexander Dörner fordert: „Nicht mehr blockieren – durchziehen!“ Die Zeit der Pilotprojekte ist vorbei. - Bildung und Gesellschaft zusammen denken
Kindervater will eine Digitalstrategie, die nicht nur Technik abbildet, sondern den kulturellen Wandel mitdenkt. Verwaltung betrifft uns alle – nicht nur als Nutzende, sondern als Gesellschaft. - Frischekur für die Verwaltung
Peggy Katzer sagt: „Lasst uns von Estland oder Dänemark lernen – und das deutsche Verwaltungsimage modernisieren.“ Das neue Ministerium hat auch die Staatsmodernisierung im Namen. Anspruch und Auftrag zugleich.
Fazit: jetzt nicht wieder bremsen – sondern machen
Die Digitalisierung der Verwaltung ist ein Marathon. Doch wir stehen an einem entscheidenden Punkt: Mit der neuen Regierung und dem neuen Ministerium ist alles da – jetzt muss geliefert werden.
Es braucht:
- Klaren politischen Willen
- Strategisches Marketing
- Investitionen in Bildung und Infrastruktur
- Mut, Dinge neu zu denken
Neugierig auf mehr Stimmen?
In den Videointerviews mit den Summit-Partnern gibt’s noch mehr Impulse, Ideen und Forderungen zur Digitalen Verwaltung: hier geht’s zu den Videos.